

Vom Schriftspracherwerb zur Bearbeitung multipler Texte
Der Anfangsunterricht im Schriftspracherwerb hat zu Recht einen komplexen Blick auf das Schriftsprachsystem des Deutschen, das zwar als Alphabetschrift gilt, aber eben doch noch viele zusätzliche Aspekte berücksichtigt wissen möchte. Das Stufenmodell des Schriftspracherwerbs weist dem Erwerbsprozess unterschiedliche Entwicklungsstufen zu und diese müssen im Vermittlungsprozess entsprechenden Raum finden.
Wort
Die basale Lesefertigkeit umfasst die Fähigkeit, Grapheme (Schriftzeichen) in Phoneme (Laute) umzusetzen und damit dekodieren zu können und darin Silben, Wörter und Wortbedeutungen zu erkennen.
Satz
Beim Leseprozess auf der Satzebene geht es darum, den Bedeutungsgehalt von Sätzen anhand ihrer semantischen und syntaktischen Strukturen zu erfassen. In den höheren Klassenstufen wird das Leseverständnis auf der Satzebene dadurch erschwert, dass zunehmend syntaktische Konstruktionen verwendet werden, deren Tiefenstruktur nicht mit der äußeren Struktur übereinstimmen. Diese sprachlichen Phänomene finden sich auch besonders in der Versprachlichung mathematischer Beziehungen und Sachverhalte und bereiten hier vielen Lernenden Schwierigkeiten.
Text
Das Leseverständnis auf der Textebene stellt für viele Schülerinnen und Schüler aller Klassenstufen eine große Herausforderung dar. Modelle des Textverstehens nehmen sowohl textorientierte als auch leserorientierte Perspektiven ein, die den Einfluss von Vorwissen, Erwartungen und Zielsetzungen und nicht zuletzt Aufmerksamkeitsleistungen der Lesenden berücksichtigen. Das Leseverständnis verlangt eine eigene, schlussfolgernde Denkleistung, um einen semantischen Zusammenhang zwischen einzelnen Sätzen und auch im Kontext größerer Textabschnitte herzustellen (Kohärenzbildung).